Vom Konferenzsaal bis zum Schreibtisch , Datum: 06.04.2021 , So läuft die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement beim BAMF

Mit aufmerksamem Blick geht Nadine durch den großen Konferenzsaal des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). In 15 Minuten kommen die Gäste aus der Pause zurück. Die 21-Jährige absolviert bei der Behörde eine Ausbildung zur "Kauffrau für Büromanagement". Das Betreuen von Veranstaltungen ist Teil ihrer Arbeit.

Die Fenster sind offen, Frischluft kann rein. Kein Wasser auf den Tischen, keine leeren Gläser? Ist in Ordnung, von der Veranstaltungsleitung wurde nichts bestellt. Sonst hätte Nadine das Geschirr auch noch abgeräumt. Die Batterien im Mikrofon sind leer. Die 21-Jährige gibt es an den Veranstaltungstechniker weiter, damit er sie wechselt.

Selbstbewusst läuft die junge Frau durch die hallenartigen Räume des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in der Nürnberger Frankenstraße. Sie deutet auf ein Hakenkreuz am Boden. Es erinnert mahnend an den Diktator Adolf Hitler, der das Gebäude errichten ließ. An anderer Stelle zeigt sie auf blaue Wände. Ein Überbleibsel der Amerikaner, die das Gebäude als Kaserne nutzten. "Zu meinen Aufgaben gehört es, Besucherinnen und Besucher durch das Gebäude zu führen", erklärt sie. Wie man vor Gruppen spricht, auf Menschen zugeht und immer wieder neue Herausforderungen meistert, all das hat Nadine in ihrer dreijährigen Ausbildungszeit gelernt. Jetzt steht sie kurz vor der Übernahme.

Die Chancen zur Übernahme sind gut

Welche Räume sind belegt, welche kann sie den Mitarbeitenden für Events anbieten? Nadine überprüft es am Computer mit einem speziellen Ticketsystem. Quelle: Ramsauer

"Nadine hat ihre Berufung in dem Job gefunden", sagt Simone Mitschke, Ausbildungsleiterin beim BAMF. Im Schnitt bildet das Bundesamt 20 Kaufleute für Büromanagement jährlich aus. "Gerade ist die Lage gut. In der Regel werden alle übernommen", erklärt die Ausbildungsleiterin. Während der Ausbildung durchlaufen die Azubis rund 15 Referate des Bundesamtes. Sie lernen kaufmännische Tätigkeiten wie Auftragsbearbeitung, Einkauf, Personalmanagement und Rechnungswesen kennen. "Man hüpft von Büro zu Büro", sagt Nadine. Einen Großteil ihrer Zeit verbringen die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger in der Zentrale in Nürnberg, nehmen am Unterricht in der Berufsschule und im Bundesamt teil.

2016, als Realschülerin, nahm Nadine mit ihrer Klasse an einem Projekt in der Zirndorfer Außenstelle des BAMF teil. Es ging darum, Geflüchteten aus Syrien Deutsch zu vermitteln. "Es hat Spaß gemacht", erinnert sich die junge Frau. Sie nahm sich damals einen Flyer über die Ausbildung bei der Behörde mit, bewarb sich, meisterte den Bewerbungsprozess – und schaffte es unter die 17 Personen, die beim BAMF ihre Ausbildung als Kaufleute für Büromanagement starteten.

Einsatz in Außenstellen ist Teil der Ausbildung

Auch das Eindecken mit Gläsern und Getränken und das exakte Bereitlegen der Besuchermappen zählt zu den Aufgaben der angehenden Kauffrau für Büromanagement. Quelle: Ramsauer

Jedes Jahr im Schnitt zwei mal vier bis sechs Wochen werden die Auszubildenden in Außenstellen eingesetzt. "Das kann Hamburg, Bielefeld oder München sein. Es ist eine schöne Chance für die Leute, für längere Zeit in einer anderen Stadt zu arbeiten und zu leben", sagt Ausbildungsleiterin Simone Mitschke. Nadine war für mehrere Wochen in Gießen. Bei den Einsätzen in den Außenstellen lernen die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger das Kerngeschäft der Behörde kennen: Das Asylverfahren. Nadine hat Asylanträge bearbeitet, war bei Anhörungen dabei, hat Anerkennungs- und Ablehnungsbescheide ausgefüllt. Hörte sich Geschichten über Krieg und Flucht an. Eine bewegende Zeit. "Ich kann Zuhause schlecht abschalten. Ich habe viel nachgedacht", blickt sie zurück.

Inzwischen liegt ihr Arbeitsschwerpunkt in der Nürnberger Zentrale. "Ich bin voll drin im Veranstaltungsmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit", sagt sie. Über ein Ticketsystem am Computer bestimmt sie, welche Mitarbeitenden welche Räume für Events nutzen dürfen. Bestellt Essen und Getränke für Veranstaltungen. Achtet darauf, dass die Speisen für eine islamische Konferenz halal sind und hinterfragt welche Menge an Wasser und Saft für eine Zusammenkunft angemessen ist. "Unsere Arbeit wird über Steuergelder finanziert. Bei jeder Ausgabe prüfe ich, ob sie berechtigt ist", erklärt Nadine.

Nadine arbeitet mittlerweile als Festangestellte in der Nürnberger Zentrale. Sie freut sich, dass sie neben ihrer kaufmännischen Arbeit immer noch am Thema Asyl – dass sie schon als Schülerin interessierte – dran ist. "Bei Veranstaltungen reiche ich das Mikrofon rum", sagt sie. "Gäste aus ganz Europa diskutieren über Asyl und Geflüchtete. Ich verfolge das und bekomme viele aktuelle Informationen zum Thema."

Text: Daniela Ramsauer

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