"Informationen sind das Wichtigste" , , Ausbildung im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Was macht eine Kauffrau für Büromanagement? Sie sorgt im Hintergrund dafür, dass der Laden läuft. Und in Tharaas Fall ist der "Laden" das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Ausbildung im Überblick
- Kauffrau/-mann für Büromanagement
- Dauer: 3 Jahre
- Ort: Berlin
- Aussichten: sehr hohe Übernahmechancen
- Das sollte mich interessieren: Bürokratische Strukturen, Organisation, Medien, Politik
- Das brauche ich: Mittlerer Bildungsabschluss oder Abitur
Ausbildung beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Wenn Tharaa morgens am Pförtner vorbeikommt nickt sie nur, ihren Sicherheitsausweis muss sie nicht mehr zeigen, man kennt sich hier. Vor ein paar Jahren hätte die heute 29-Jährige nicht gedacht, dass sie eines Tages für die Bundesregierung arbeiten würde. Tharaa floh 2015 aus ihrer Heimat Syrien und kam allein nach Deutschland. Ein neues Land, eine neue Sprache – sie brauchte Zeit sich einzugewöhnen.
Heute ist sie angekommen, in ihrem neuen Leben und in ihrem neuen Job. Seit September 2019 macht Tharaa eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement im Bundespresseamt in Berlin. Langweilige Bürokratie? Tharaa lacht, dieses Klischee hat sie schon oft gehört. "Mein Alltag ist so abwechslungsreich, die Ausbildung ist eine echte Bereicherung für mich."
Und außerdem: "Es ist so wichtig zu verstehen, wie Bürokratie funktioniert, denn sie bestimmt unseren gesamten Alltag"
, sagt sie.
Die vielen Gänge des grauen Bürogebäudes sind wie ein Labyrinth, aber Tharaa steuert zielsicher zu ihrem Büro im 1. Stock. Ihre erste Ausbildungsstation ist das Verbindungsbüro für ausländische Korrespondenten. Dort hat sie mit Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt zu tun und kümmert sich mit ihrer Kollegin darum, die Arbeit der ausländischen Presseleute zu ermöglichen, die für Zeitungen in ihrer Heimat über die Politik in Deutschland berichten. Aufenthaltsgenehmigungen, Arbeitsgenehmigungen, Akkreditierungen – um all das kümmert sich das Verbindungsbüro für die Journalistinnen und Journalisten. "Hier kann ich meine Erfahrungen gut einbringen"
, sagt Tharaa. Mit der Ausländerbehörde kenne sie sich aufgrund ihrer Biografie ja aus.
Vielseitige Aufgaben
Neben der Arbeit mit Formularen, Anträgen und Unterlagen macht ihr vor allem das Organisieren Spaß. An ihrem jetzigen Arbeitsplatz beinhaltet das die Planung von Informations-Veranstaltungen für Journalistinnen und Journalisten: Wie arbeitet der Bundestag? Wie funktioniert das politische System in Deutschland? Kommt ein Journalist oder eine Journalistin beispielsweise aus Indien, Honduras oder Kanada, dann weiß er oder sie das nicht. Darum werden Exkursionen ins Kanzleramt oder Veranstaltungen zu bestimmten politischen Themen angeboten. "Die direkte Arbeit mit Menschen ist ein toller Ausgleich zur Bürokratie"
, findet Tharaa.
In den drei Jahren ihrer Ausbildung wird sie in viele verschiedene Aufgabengebiete im Haus eingeführt: Pressearchiv, Personalentwicklung, Besucherdienst. Vom Gebäudemanagement über die Öffentlichkeitsarbeit wird sie all jene Einzelteile kennenlernen, die dafür sorgen, dass dieses Amt seine Arbeit machen kann.
Die Ausbildung hat einen klassischen Rhythmus: Drei Tage Praxis, zwei Tage Berufsschule. Und blockweise gibt es Veranstaltungen im Ausbildungszentrum – hier sind die Lerninhalte speziell auf die Behörden der Bundesregierung zugeschnitten. Fragt man Tharaa, welche Zeit ihr am meisten gefällt, sagt sie "Alles"
und wirkt so als würde sie es genau so meinen. Wenn die 29-Jährige von ihrer Arbeit erzählt, dann strahlt sie, gestikuliert mit den Händen und klingt begeistert.
Quelle: BAMF | Tomšić
Informationen sind das Wichtigste
"Ich bin dankbar für diese Chance"
, sagt sie. Das kollegiale Miteinander im Amt sei toll, sie fühle sich aufgehoben und alle Kollegen seien offen und hilfsbereit. "Anfangs hatte ich Angst, da ich die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrscht habe"
, sagt sie. Aber hier habe sie gelernt, sich selbst zu vertrauen.
Ein Besuch bei der Agentur für Arbeit hatte sie damals auf diesen Weg gebracht. Dort erfuhr Tharaa von einer Möglichkeit, die sich Einstiegsqualifizierung nennt und sich unter anderem an Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund richtet. Dieses Instrument der Bundesagentur für Arbeit soll bessere Chancen für den Übergang in eine Ausbildung ermöglichen. Im Prinzip funktioniert das wie ein Langzeitpraktikum: Neun Monate lang durfte Tharaa das Bundespresseamt so kennenlernen, überall mitlaufen, reinschnuppern und ein Gefühl dafür bekommen, ob diese Ausbildung etwas für sie ist. Parallel dazu machte sie einen Deutschkurs, besuchte die Berufsschule und bekam eine Idee davon, was hinter der Bezeichnung "Kauffrau/-mann für Büromanagement" eigentlich steckt. Und Tharaa merkte schnell: Das ist genau das, was ich will. Heute möchte sie anderen zeigen, dass sie es auch schaffen können.
"Informationen sind das Wichtigste"
, sagt Tharaa. Hätte sie damals nichts von dieser Möglichkeit erfahren – sie hätte sich nie von selbst getraut, sich beim Bundespresseamt um eine Ausbildung zu bewerben. Auch das ist eine Seite, die sie sehr an ihrem Job schätzt, denn die Hauptaufgabe des Bundespresseamtes ist es Bürgerinnen und Bürger sowie Journalistinnen und Journalisten über die Arbeit der Bundesregierung zu informieren. Und gleichzeitig die Regierung über das, was in der Welt passiert, auf dem Laufenden zu halten. "Das ist eine unglaublich wichtige Aufgabe, denn das ist ein Teil von Demokratie"
, sagt sie.
Wenn sie heute anderen Menschen erzählt, dass sie für die Bundesregierung arbeitet, werden immer noch viele stutzig. Sie sagen dann: "Das geht doch nicht, du als Syrerin?"
Tharaa lächelt dann nur und sagt stolz: "Doch, das geht."
Text: Sara Tomšić
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